In einem Getreidesilo wurde am späten Donnerstag Nachmittag ein 53-jähriger Arbeiter unter nachrutschendem Weizen verschüttet. Die Person war aufrecht stehend bei Wartungsarbeiten am Siloablauf bis zum Kinn von Weizenkörnern eingeschüttet worden. Der Speicher war zum Unglückszeitpunkt mit schätzungsweise 5000 cbm (ca. 3700t) losem Weizen gefüllt. Dieser hat die Eigenschaft "wie Treibsand" nachzurutschen, so das es kaum möglich ist, sich selbst zu befreien.
Gegen 17:40 Uhr wurde die Ortsfeuerwehr alarmiert, die in der Entwicklung des Einsatzes mit ca. 60 Helfern vor Ort war. Das Silo war nur über einen ca. 15m hohen Treppenturm und einen Laufsteg oberhalb des Schüttguts erreichbar. Um an den Verschütteten zu gelangen, mussten Kräfte von dort über ca. 8m in das Silo abgeseilt werden.
Gegen 18:30 Uhr wurde wegen der besonderen Schwierigkeit das THW Uelzen zur Unterstützung angefordert. Nach kurzer Zeit war die Schnelle Einsatzgruppe (SEG) mit 16 Helfern und 3 Fahrzeugen, sowie einem Anhänger für das Einsatzgerüstsystem (EGS) vor Ort. Bei Eintreffen war bereits begonnen worden, um den Verschütteten einen provisorischen Verbau zu errichten, der beim Freischaufeln der Person das umliegende Material zurückhalten sollte.
Da bisher nur 2 Feuerwehrmänner zum Verschütteten vorgedrungen waren, ließen sich 6 THW-Helfer zum Verletzten abseilen. So konnte sofort sowohl Unterstützung für den Feuerwehr-Sanitäter als auch für die Rettungsarbeiten geleistet werden.
In Absprache mit den Rettungskräften der Feuerwehr bauten die THW-Kräfte mit dem Einsatzgerüstsystem einen Gerüstrahmen um die schon eingebrachten provisorischen Verbauten. So sollte das immer wieder von allen Seiten nachrutschende Getreide besser zurückgehalten werden. Mit Gerüst-Gehbelägen konnten Arbeitsflächen geschaffen werden, auf denen auf dem losen Material ein besseres Arbeiten möglich war.
Besonders aufwendig gestaltete sich der Materialtransport, da das komplette Gerüstmaterial, alles Werkzeug und alle Rettungsmittel zunächst einzeln händisch oder mit der Feuerwehr-Drehleiter in 15 Meter Höhe gebracht, zur Einsatzstelle durchgereicht und dann einzeln händisch abgeseilt werden musste. Mittlerweile hatte dichter Schneefall eingesetzt, der das Arbeiten außerhalb des Silos zusätzlich erschwerte. Die Versorgung der Einsatzkräfte wurde u.a. durch das DRK sichergestellt.
Schritt für Schritt wurde die mittlerweile sehr geschwächte Person weiter freigelegt und etappenweise mit sanftem Zug aus dem Getreide weiter nach oben gezogen. Etwa gegen 22:00 Uhr war der Oberkörper freigelegt. Die Aussteifung des provosorischen Verbaus wurde noch einmal umgebaut, um nun weiteren Platz nach oben zu schaffen. Um 22:37 Uhr war es dann endlich soweit. Die Person war aus ihrer Lage befreit und konnte in einen Schleifkorb umgelagert und aufgeseilt werden.
Etwa eine weitere Stunde dauerte der Rückbau, der - angesichts der ungünstigen Verhältnisse - von allen Kräften gemeinsam so zügig wie möglich durchgeführt wurde. In dichtem Schneetreiben erreichten die THW-Helfer ihre Unterkunft wieder gegen 0:45 Uhr. Recht erschöpft, aber mit dem guten Gefühl, ein Menschenleben gerettet zu haben.
Die Zusammenarbeit mit Feuerwehr und Rettungsdienst verlief professionell und ruhig.